Rocken statt denken: Klangprobe live im Kulturbunker

Von T. Berresheim


Eine riesige Anlage war aufgebaut, der ein oder andere Musikinteressierte von der ausführlichen Berichterstattung der regionalen Presse angelockt und die treue Fanbasis mobilisiert. Nachdem die Supportband der Rockratten (Die Arme Katze aus Bonn) mit ihrem subtilen Parolen-Punk ("Ich kaufe mir ein Pornoheft") sowie dem ein oder anderen bekannteren Lied die Masse ordentlich angeheizt hatte, stürmten Gretchen & Punkyfish die Bühne.

Sängerin Mel konnte sich gerade noch rechtzeitig aus einem Paralleluniversum befreien, um den Zuhörern eine Stunde lang eine geballte Power ins Ohr zu injizieren und schlug alle Anwesenden in einen Bann wie nie zuvor. Die Gitarren der Herren Mass und Rott rotzten und rockten, was die Saiten hielten, und Jsis am Bass wummerte den Besuchern die Eingeweide weg. Nur Kid Twist blieb hinter seinem Schlagwerk mehr als ruhig, tarnte sich mit einer Sonnenbrille und beobachtete cool das Geschehen vor sich - war er doch durch seinen bereitliegenden Revolver auf alle Unwägbarkeiten vorbereitet.

Der große Saal des Kulturbunkers sah tatsächlich nicht mehr so leer aus, weil die Zuhörerschaft tanzend und teilweise sogar springend die Mitte des Raumes bis an den Bühnenrand füllte. Einige der Anwesenden sollen sogar beim Mitsingen ertappt worden sein. Als gesicherte Erkenntnis darf jedenfalls gelten, dass die Vertreter der schreibenden und Foto schießenden Zunft durch die Gretchen & Punkyfish - Fans - völlig berauscht von der extatischen Musik - in arge Bedrängnis gerieten. Bis zur völligen Erschöpfung gaben die Rockratten alles auf der Bühne und feuerten alle ihre Stücke in die Nacht hinaus - was reichlich naiv war - denn die Meute vor der Bühne ließ sich nicht so einfach abspeisen, so dass die fünf Musikanten sich zu einer letzten Energieleistung aufrafften und den bereits gespielten Song "Besucher" noch einmal in einer ungekannt rockigen Version wiederholten. Die Spielfreude der Band hatte jedes Kalkül von Setliste oder zurückgehaltene Zugabenstücke über den Haufen geworfen.

Am Ende versprach die Combo dem immer mehr fordernden Anhang in einem leichtsinnigen Moment, dass sie ihre Lieder in absehbarer Zukunft auf einer CD festhalten würden, damit der Musikhunger der Rattenjünger gestillt werden könne. Man sollte gespannt sein...

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